Der Teich lebt

Wir fischen Algen ab. So hat der Teich mehr Licht und weniger Nährstoffe.

 

Unser Mini-Gewässer hat die Trockenzeit samt Auffüllaktion (mehr im vorigen Blogbeitrag) und die darauffolgenden Regenfälle gut überstanden. Die eingesetzten Pflanzen sind inzwischen schön verwurzelt und allmählich wachsen die offenen Uferstellen zu. Und wir staunen, wie viele Tiere sich schon eingefunden haben, anscheinend ganz von selbst!

Aber was genau fliegt, schwimmt und kriecht hier herum? Da heißt es genau hinschauen - am besten zusammen mit einer Biologin und einem Biologen. Dank der Hilfe von Begoña und Arndt sind wir jetzt schlauer.

Als Erstes fallen die langbeinigen Insekten auf, die über die Wasseroberfläche flitzen. Es sind – wer hätte das gedacht? – Wasserläufer. Dank feinster Härchen an den Füßen gehen sie selbst nicht unter, spüren aber die Vibrationen, wenn ein anderes Insekt ins Wasser gefallen ist. Schnell wird es zu ihrer Beute.

Wir entdecken auch Rückenschwimmer dicht unter der Wasseroberfläche. Mit ihren langen Hinterbeinen sehen sie aus wie kleine Ruderboote. Ihr Bauch ist nach oben gekehrt, denn an ihm haften Luftbläschen, die die Insekten zum Atmen unter Wasser brauchen. Auch Rückenschwimmer sind Räuber und erjagen nicht nur andere Insekten und Larven, sondern sogar Kaulquappen.

An einer Uferpflanze finden wir eine leere braune Larvenhülle. Hier ist eine große Libellenlarve aus dem Wasser gekrabbelt, um sich in eine Blaugrüne Mosaikjungfer zu verwandeln. Beide, die Larve und die geflügelte Libelle, ernähren sich ebenfalls von anderen Insekten. Da wird einem doch bewusst, wie wichtig es ist, sehr viele Insekten zu haben ...

Aber wir entdecken auch größere Tiere im Wasser: Am runden Haus zu erkennen ist die Posthornschnecke, das spitze gehört einer Schlammschnecke. Beide sind eher langsam unterwegs und - wenig überraschend - keine Jäger. Sie fressen Algen und abgestorbene Pflanzenteile, manchmal auch Aas.

Ein Rätsel ist uns zunächst, wie so viele Tierarten so schnell hierhergefunden haben. Denn rund um den Hermannsgarten gibt es kaum Wasser, schon gar keine Teiche oder Seen, von denen Schnecken und Insekten herüberwandern könnten …

Überraschung! Nicht nur die Libellen, sondern auch Wasserläufer und Rückenschwimmer können fliegen. Sie machen sich in klaren Nächten auf den Weg, um ein neues Wohnquartier zu finden. Wenn dann irgendwo Wasser im Mondlicht glitzert, werden sie davon angelockt – ähnlich wie von Lampen, die nachts Insekten anziehen.

Sicherlich sind mit den Pflanzen, die wir aus anderen Teichen hierher versetzt haben, auch Tiere, Larven und Eier mitgereist. Es ist aber auch möglich, dass eine Ente, die hier einen Zwischenstopp eingelegt hat, im Gefieder Eier und Samen mitgebracht hat.

 

Eine Biene trinkt Wasser zwischen Algen,

 

Text: Henrike Hampe

Fotos: Begoña Garrido, Henrike Hampe

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