Das Who is Who der Apfelsorten

Gut 200 Bäume stehen momentan im Hermannsgarten, zu 88 Prozent Apfelbäume. Doch längst nicht alle Sorten kennen wir, denn das Wissen ist mit der Zeit verloren gegangen. Bei 42 Bäumen ist die Sorte nicht eindeutig bestimmt. Weitere 48 sind für uns bisher völlig Unbekannte. Und weil sie nur wenige Wochen im Jahr reife Früchte tragen (und in manchen Jahren gar keine), entpuppt sich die Bestimmungsaktion als langwierige Geschichte.

Auf den alten Bäumen hängen die Apfelsorten, die vor fünfzig oder mehr Jahren beliebt und verbreitet waren: Boskoop, Glockenapfel, Golden Delicious und Cox Orange. Als der Hermannsgarten noch städtische Plantage und Lehrobstgarten war, wurden die Sorten gleich reihenweise nebeneinander gepflanzt.

Seit Mitte der 1990er Jahre bewirtschaftet jedoch nicht mehr die Stadt den Garten, sondern der BUND. Seitdem ist die Sortenvielfalt erheblich gewachsen. Auf dem Weg zur Streuobstwiese wurden von vielen Sorten nur einzelne Exemplare gepflanzt. Manche sind gepfropft, das heißt, auf ihnen wachsen mehrere Apfelsorten.

Es gibt darunter alte Sorten wie Eiserapfel und Goldparmäne, regionale wie Jakob Fischer und Wettringer Taubenapfel, aber auch Neuzüchtungen wie Florina und Topaz.

Doch wer weiß, was wo wächst? An manchen Bäumen hängen noch Tontafeln, die von Kindern getöpfert wurden. Viele der charmanten Tafeln sind leider im Laufe der Jahre zerbrochen oder abgewandert. Und, wie gesagt, viele Bäume sind noch unbekannt. Höchste Zeit, das Geheimnis um die unbekannten Sorten zu lüften …

Deshalb haben wir in diesem Herbst eine große Bestimmungsaktion gestartet.

Im September sind wir mit dem Neu-Ulmer Obstkenner Rudolf Erne durch den Hermannsgarten gestapft. Bei einem knappen Dutzend Bäume gab er uns entscheidende Tipps. Nun kennen wir den Apfel Schöner von Wiltshire und die Birne Gräfin von Paris.

Am 3. Oktober fielen nicht nur Regentropfen, sondern auch hundert Äpfel. Von 20 Bäumen ernteten und dokumentierten wir je fünf typische Exemplare.

Diese lieferten wir beim Kompetenzzentrum Obstbau – Bodensee in Bavendorf bei Ravensburg ab. Dort gehen die Experten an die Arbeit: Neben Aussehen und Geschmack werden dort Kelch und Stiel, Schale und Gehäuse, Fleisch und Form analysiert.

Nun warten wir gespannt auf Auskunft!

 

 

Text: Henrike Hampe, Anke Zeppenfeld

Fotos: Henrike Hampe

 

 

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