Tiefbau für die Wildbienen: ein Sandarium

Drei Viertel der Wildbienenarten nisten in der Erde: Sie graben bis zu 60 cm lange Gänge in den Boden, um am Ende in einer Brutzelle ein Ei abzulegen. Diese wird vorher mit Nektar und Pollen gefüllt, sodass die Larven nach dem Schlüpfen etwas zu fressen finden.

 

Dazu brauchen die Sand-, Langhorn-, Seiden- und Furchenbienen offene Bodenstellen. Doch davon gibt es immer weniger, denn Böden werden intensiver genutzt.

 

Darum wollten wir unseren Wildbienen im Hermannsgarten helfen. Nach dem „Hochbau“, dem Insektenhaus am Eingang, ist nun ein „Tiefbau“ entstanden: unser Sandarium als Kinderstube für die Wildbienen. 

 

Da die Gänge der Wildbienen ganz schön lang werden – bis 60 cm - mussten wir erstmal ein tiefes Loch buddeln. Für die Umrandung hatten wir noch ein paar Kalksteine vom Bau der Kräuterspirale übrig.

 In die Baugrube kam zuerst eine dicke Lage Kies, der als Drainage dienen soll. Aufgefüllt wurde mit Sand. Nicht jeder Sand eignet sich jedoch: Er sollte ungewaschen und unterschiedlich grob gekörnt sein, um gut zu kleben. Das tut unser rötlicher Sand aus einem Waldsteinbruch in Ringingen.

Nachdem der Sand gut festgedrückt war, hieß es noch sicherzustellen, dass das Sandarium nicht mit einem Kindersandkasten bzw. Hundeklo verwechselt wird. Dazu legten wir Dornenranken oben drauf.  Bald wird sich hoffentlich lockerer Bewuchs einstellen, zwischen dem die Wildbienen ihre Gänge graben können.

 

Neben Nistmöglichkeiten brauchen Wildbienen auch Nahrung und Wasser. So pflanzten wir auf den Böschungen heimische Stauden und säten eine insektenfreundliche Blühmischung aus.

 

Direkt daneben entstand eine kleine Insektentränke. Ein erster Versuch der Abdichtung mit Ton scheiterte – unsere Schicht hatte nicht die erforderlichen Dicke. Doch mit Teichfolie klappt es nun wunderbar.

Warum das Ganze? Etwa die Hälfte der 550 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten sind gefährdet. Sie leiden unter dem Einsatz von Giften in der Landwirtschaft. Aber diesen wichtigen Bestäubern geht auch schlicht und einfach der Lebensraum aus.

 

Vielleicht können wir auch im Privatgarten mal „Mut zur Lücke“ zeigen und damit Wildbienen zu Nistmöglichkeiten verhelfen. Als Tränke tut es übrigens auch eine regelmäßig gefüllte Wasserschale mit Landemöglichkeit.

 

Übrigens: Wildbienen leben nicht in Staaten, sondern einzeln. Daher ist die Gefahr, von ihnen gestochen zu werden, sehr gering.  Schließlich haben sie keinen Staat zu verteidigen – und bei einem Stich würden sie ihr Leben verlieren.

 

Text: Anke Zeppenfeld

Fotos: Anke Zeppenfeld, Doris Riedmüller, Marcus Seewald

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